Der Sputnik

Illustration: Abdullah Shaalan

Als in den 50er Jahren ein jahrzehntealtes Projekt des Eisenbahn-Außenrings um Berlin herum realisiert wurde, ahnten wohl nur wenige, wie wichtig die Strecke wenig später sein würde: Ab 1961 verhinderten konkrete Schutzmaßnahmen gegen die „aggressiven“ Westberliner eine direkte Verbindung von Potsdam zum Alexanderplatz. Der Bahnhof Pirschheide, damals noch Potsdams schicker und leistungsfähiger Hauptbahnhof, wurde der Startpunkt vieler Reisen. Von dort rauschten die Schnellzüge über Schönefeld nach Berlin-Karlshorst. Mit Blick in die Sowjetunion gab der Volksmund dieser Zugverbindung bald ihren Namen. So, wie im Weltraum der Sputnik die Erde ständig umkreist, ohne sie je zu erreichen, hatten auch die Personenzüge nun ihre Umlaufbahn um Westberlin herum. Auch heute noch sind Teilbereiche des Sputniks – der Bahnlinie – aktiv. Inzwischen liegt aber auch Golm an der Startrampe, von wo aus der Sputnik derart an Tempo gewinnt, dass er den Bahnhof Pirschheide völlig ungebremst passiert. | Andreas Kellner

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