Auf einen Augenblick

Foto: Beatrice Volkmer

Die blühenden japanischen Kirschbäume an der Havelbucht faszinieren uns schon seit vielen Jahren. Sie bringen, oft schon im Februar, die ersten Farbtupfer ins triste Wintergrau. In diesem Jahr gaben sie uns Hoffnung und inspirierten uns, neben vielen anderen kleinen Dingen, eigene Haikus zu schreiben.

Viele Worte können viel Verwirrung stiften. Einen Gedanken, ein Gefühl, eine Erkenntnis in wenigen, sorgsam ausgesuchten Worten auszudrücken, ist das Ziel der japanischen Haiku-Meister. Haikus werden nach festen Regeln verfasst. Die Anzahl der Silben folgt einem bestimmten Schema. Viele der kurzen Gedichte haben auch nach Jahrhunderten nichts an Schönheit und Kraft verloren. Auch hierzulande üben sich viele in dieser Kunst. Wir möchten euch anregen, es auch einmal zu versuchen. Von Zeit zu Zeit werden wir in unserer Stadtteilzeitung ab jetzt kleine, selbstverfasste Haikus veröffentlichen.

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heute regnet es
trübsinniger Tag
doch dann die Kirschblütenbäume

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breitbeinig schreitet
der Rabe im Park umher
Le roi, c’est moi! Le roi, c’est moi!

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in der Frühe, blau
die Blüten, klein wie Sterne
tausendfacher Klang

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der Kater gähnt lang
Thunfischatem im Zimmer
kein Sagrotan da

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der Tag ist noch jung
ich bleibe brav zuhause
erstmal ein Käffchen

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glitzernde Wellen
wiegen Madarinenten
heute nichts zu tun

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Alte am Fenster
schauen auf leere Straßen
eine Fliege summt

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frischer Mairegen
aus kahlen Ästen springt Grün
der Heimweg duftet

Written by BV